Sie stehen an der Spitze von Top-Unternehmen, doch auch sie machen Fehler – wie wir alle! BILD hat nachgefragt, und die Wirtschaftsbosse erzählen von ihren Erfahrungen und Lektionen in ihrer Karriere.
Thomas Schäfer (54), VW-Marken-Chef
Welchen beruflichen Fehler würden Sie rückblickend als Ihren wertvollsten Lernmoment betrachten?
„Bei einer Großveranstaltung sollte ich eine Rede halten. Ich hatte mein Manuskript in der Innentasche meines Jacketts, das ich aber nach dem Mittagessen wegen eines Flecks wechselte. Am Podium angekommen, griff ich ins Leere. Seither checke ich das vor dem Gang auf die Bühne.“
Ihr Ratschlag an Ihr jüngeres Ich?
„Bleibe offen für neue Themen und Aufgaben. Gehe früh in die Welt und lerne andere Kulturen kennen.“
Bonita Grupp (35), Trigema-Chefin
Welchen beruflichen Fehler würden Sie rückblickend als Ihren wertvollsten Lernmoment betrachten?
„Ich kann nicht den einen Fehler nennen. Fehler machen wir alle immer wieder. Ich bemühe mich, aus allen meinen Fehlern zu lernen.“
Ihr Ratschlag an Ihr jüngeres Ich?
„Gehe nicht mit dem Kopf durch die Wand. Es ist besser, das ganze Team auf dem Weg mitzunehmen. Und vielleicht noch: Sieh mehr das Positive in schwierigen Situationen, die dir im Berufsalltag immer wieder begegnen.“
Oliver Dörre (54), Vorstandschef Hensoldt
Welchen beruflichen Fehler würden Sie rückblickend als Ihren wertvollsten Lernmoment betrachten?
„Ich hatte einen Job gegen mein Bauchgefühl angenommen. Das ist dann auch folgerichtig schiefgegangen.“
Ihr Ratschlag an Ihr jüngeres Ich?
„Blicke immer positiv nach vorn und bleibe dir auch in schwierigen Situationen treu. Krisen sind häufig die besten Möglichkeiten zu wachsen.“
Prof. Anke Kaysser-Pyzalla (57), Vorstandschefin Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt
Welchen beruflichen Fehler würden Sie rückblickend als Ihren wertvollsten Lernmoment betrachten?
„Im Studium habe ich viel Zeit vor dem Computer verbracht. Irgendwann fragte ich mich: Ist es das, was ich dauerhaft will? Als ich dann im Team arbeitete, konnte ich eine Verbindung zwischen Simulation und Experiment herstellen. Das war für mich die richtige Option.“
Ihr Ratschlag an Ihr jüngeres Ich?
„Ich frage mich, ob ich an dem Rat interessiert gewesen wäre oder ihn auch noch befolgt hätte? Jeder und jede macht seine eigenen Erfahrungen, trifft individuelle Entscheidungen und muss dann dazu stehen.“
Florian Rentsch (49), Verbandschef Sparda-Banken
Welchen beruflichen Fehler würden Sie rückblickend als Ihren wertvollsten Lernmoment betrachten?
„Menschen zu vertrauen, die dieses Vertrauen nicht wiedergeben. Bedeutet: Augen auf bei der Auswahl von Freunden!“
Ihr Ratschlag an Ihr jüngeres Ich?
„Vertraue immer mehr auf dein eigenes Gefühl als auf Ratschläge von Dritten. Vertrau dir selbst, dann vertrauen dir auch andere.“
Verena Pausder (45), Vorstandschefin Start-up-Verband
Welchen beruflichen Fehler würden Sie rückblickend als Ihren wertvollsten Lernmoment betrachten?
„Nach meinem Studium habe ich meinen sicheren Trainee-Job verlassen, um mein erstes Unternehmen – eine Salatbar – zu gründen. Nach zwölf Monaten musste ich das Geschäft aufgeben und hatte Geld in den Sand gesetzt und Erwartungen enttäuscht. Aber danach dachte ich mir: Jetzt erst recht!“
Ihr Ratschlag an Ihr jüngeres Ich?
„Denk nicht so viel darüber nach, was andere über dich denken. Verbringe deine Zeit lieber damit, deine Ideen in die Tat umzusetzen.“
Leonhard Birnbaum (57), Vorstandschef E.ON
Welchen beruflichen Fehler würden Sie rückblickend als Ihren wertvollsten Lernmoment betrachten?
„Ich verwende wenig Zeit darauf, zurückzublicken. Ich frage mich immer nur: Hätte ich das beim Informationsstand, den ich zum Zeitpunkt der Entscheidung hatte, besser wissen müssen? Und wenn nein – dann war es eben eine Fehlentscheidung, aber kein Fehler.“
Ihr Ratschlag an Ihr jüngeres Ich?
„Höre anderen zu, aber finde deinen eigenen Weg! Und natürlich: Mach etwas Vernünftiges, lern einen MINT-Beruf und komme in die Energiewirtschaft.“
Sylke Moerke, Technik-Chefin Flensburger Brauerei
Welchen beruflichen Fehler würden Sie rückblickend als Ihren wertvollsten Lernmoment betrachten?
„Heute ist es mir wichtig, dass ich mich mit dem Unternehmen, seiner Kultur und den Werten identifizieren kann, um erfolgreich arbeiten zu können.“
Ihr Ratschlag an Ihr jüngeres Ich?
„Gehe den Weg, der für dich passt.“
Dr. Joachim Kreuzburg (58), Vorstandschef Sartorius
Welchen beruflichen Fehler würden Sie rückblickend als Ihren wertvollsten Lernmoment betrachten?
„Mein Praktikum in der Autoindustrie war zwar kein Fehler, aber danach wusste ich, dass ich etwas anderes machen will.“
Ihr Ratschlag an Ihr jüngeres Ich?
„Probiere noch mehr aus.“
Carsten Knobel (55), Vorstandchef Henkel
Welchen beruflichen Fehler würden Sie rückblickend als Ihren wertvollsten Lernmoment betrachten?
„Vielleicht die Erkenntnis, dass es ein Fehler wäre, keine Fehler zu machen oder Rückschläge zu akzeptieren. Wer weiterkommen will, muss auch Risiken eingehen – und damit leben, wenn mal etwas nicht klappt. Das fiel mir nie leicht. Mit den Jahren habe ich gelernt, Fehler als Chance zu begreifen, etwas zu lernen und dann besser zu machen.“
Ihr Ratschlag an Ihr jüngeres Ich?
„Karriere lässt sich nicht am Reißbrett entwerfen. Es ist gut, einen Plan zu haben und Ziele zu verfolgen. Bleibe ebenso offen für Neues, erkenne und ergreife Chancen, wenn sie sich bieten. Du wächst mit deinen Herausforderungen und lernst stetig dazu.“
